Kennt ihr Asa no Ha (jap. 麻の葉), das sternförmige Muster, welches man oft auf Gebrauchsgegenständen, Accessoires und als Ziermuster in Illustrationen findet? Asa no Ha ist ein traditionell japanisches Muster, welches auch außerhalb von Japan sehr beliebt ist. Trotzdem wissen die meisten westlichen Betrachter nicht, woher es genau stammt, was es abbildet und welche Bedeutung es beinhaltet. Bereits 2014 habe ich in meiner Bachelorarbeit viel über dieses Muster recherchiert. Da ich mich auch weiterhin leidenschaftlich für japanisches Design interessiere, möchte ich euch von der schönen Bedeutung dahinter erzählen und vor allem die Designsprache des Asa no Ha-Blattes erläutern.
Bedeutung & Ursprung
Asa no Ha bedeutet wörtlich übersetzt Hanf eines Blattes oder ganz einfach Hanfblatt. Es zählt zu einen der beliebtesten Ornamente in Japan. Der Ursprung von Asa no Ha liegt bereits in der Edo-Zeit, welche 1603 bis 1868 dauerte. Mit einer Zeitspanne von mehr als 250 Jahren, wird diese Zeit in der japanischen Geschichte als friedlichste Zeit pax tokugawa bezeichnet. Mitte des 17. Jahrhunderts war die Abschottung Japans von der Außenwelt sicher ein Grund dafür. Durch die Isolation fand eine intensive Fokussierung auf die eigene Kultur statt und der Wohlstand des Reiches vermehrte sich rasant. In dieser Zeit hatten auch die traditionellen, japanischen Künste ihre Hoch-Zeit. Asa no Ha war eines der Muster, welche in dieser Zeit entworfen wurde. Wie schon verraten, stellt das Muster ein Hanfblatt dar. Da Hanf schon vor der Edo-Zeit als eine der wichtigsten Nutzpflanzen in Japan galt, ist die Darstellung als Muster verständlich. Das erste Mal wurde es im Textilgewerbe als Stickmuster entdeckt. Eltern nähten das Blatt auf die Kimonos ihrer Kinder, um auf Glück und Wohlstand der Familie zu hoffen. Heutzutage steht Asa no Ha für Wachstum und eine lange Lebensdauer, wird aber auch ohne Bedeutung als beliebtes Ziermuster in und außerhalb Japans verwendet.
麻の葉 asa no ha = Hanfblatt
麻 asa = Hanfpflanze
の no (Bindewort)
葉 ha = Blatt
Holz-Bilddruck von Shimura Tatsumi
Kumamoto
Shibori
Blumentopf
Fassade des Naga Restaurants in Rio de Janeiro
Design & Konstruktion
Die Geometrie des Asa no Ha basiert auf sechs Rauten, auch Rhomben genannt, die jeweils im Kreismittelpunkt in einem 30°-Winkel aneinander angeordnet werden. In einem Kreis (360°) können folglich 6 Rauten zu einem Stern oder im Falle des Asa no Ha zu einem Blatt, gefügt werden.
Verbindet man die sechs Spitzen der Rauten, so erhält man ein Hexagon, also ein Sechseck.
Das Asa no Ha Ornament kann aber auch wie der sechszackige Rautenstern konstruiert werden:
Zum Stern schließen sich nur diejenigen Rhomben, die die Bedingung erfüllen, dass der Zentriwinkel, also der Winkel in der Spitze, in der man sie aneinanderlegt, gleich 360°/n für eine natürliche Zahl n ist. Sie bilden dann einen n-zackigen Stern. Das gilt nicht für den dreidimensionalen Fall, hierbei lassen sich auch anders winklige Rhomben in ihrer Spitze aneinanderfügen und ergeben dann pyramidenförmige Spitzen.
Da die gegenüberliegenden Winkel des Asa no Ha-Blattes alle gleich groß sind, also jede Raute gleich groß ist, können einzelne Rauten oder auch ganze Blätter frei aneinandergefügt werden. Dadurch erhält man das bekannte, geometrische Muster, welches sich einer großer Beliebtheit erfreut.
Übrigens beinhaltet Asa no Ha ein weiteres traditionelles Muster, welches als Diamant bezeichnet wird. Es ist unter dem Namen hishi /hishigata 菱 bekannt und wird wie eine einzelne Raute des Asa no Ha konstruiert. Hishi kommt sechs Mal im Blatt des Asa no Ha vor. Sein Ursprung liegt ebenfalls im Textilgewerbe.
Die Form des Musters sieht zwar ganz einfach aus, kann einem aber ganz schön den Kopf verdrehen. Habt ihr Asa no Ha schon mal gesehen? Vielleicht habt ihr sogar ein Gegenstand Zuhause, welches vom Muster geziert wird? Gerne könnt ihr mir ein Foto z.B. auf Instagram schicken oder mich in einem Bild verknüpfen, damit ich es anschauen kann.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was ihr von dem wunderschönen, japanischen Muster haltet.
Eure
floratcha
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Evi (Sonntag, 24 November 2019 22:16)
Hallo Flora,
ich liebe deinen Beitrag über asa-no-ha. Die japanische Ästhetik hat wirklich unendlich viel zu bieten. Als Ukiyo-e-Fan gefallen mir natürlich auch deine Bilder ganz besonders. Wenn du magst, schau doch mal auf meiner Galerie vorbei. Dort habe ich einen schönen asa-no-ha print gerahmt.
https://kunst-aus-japan.de/category/galerie/
Have fun
Evi
Martine Roovers (Mittwoch, 26 Oktober 2022 17:25)
Danke für diese Informationen. Ich bereite gerade einen Workshop Asa-no-ha Temari vor. www.temari.at